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„In spite of ourselves
We'll end up a'sittin' on a rainbow
Against all odds
Honey, we're the big door prize
We're gonna spite our noses
Right off of our faces
There won't be nothin' but big old hearts
Dancin' in our eyes.“
(John Prine feat. Iris DeMent, In Spite of Ourself, 1999)
“When logic and proportion
have fallen sloppy dead”
(Jefferson Airplane, White Rabbit, 1967)
When the logic and proportion of familiar objects no longer apply, there are usually few new prospects for them to function in the cosmos of our everyday lives. These are items you find in multitudes—not just by the roadsides of North America or on abandoned plots of land in Massachusetts. They usually yield to the course of our daily rhythms and form the relics of a past life. Silent protagonists, they only rarely catch our attention in a momentary glance. A moment which recalls the presence of their aura, albeit in a slightly displaced version. It is this small shift of perspective in Sarah Braman’s sculptures that makes the things of the banal and chaotic world around us become poetically alien while still retaining a familiar feeling.
As objects, they distance themselves from our world by being elevated on plinths, pedestals, and legs, whose formal raptures centre them in contrast to their geometric forms. It seems as if they, like their function, have changed their status once again. In spite of their shortcomings, or because of them, they now give us the chance to lose ourselves in their prism-like refractions of everyday life. In doing so we immerse ourselves warmly and powerfully in the self-determined contrasts of purple color fields, whose harmoniously luminous moods grasp us like a vision of their past.
She leads us deeper into the sculptures’ interiors, whose powerful centre combines the transformative potential of color effects with subtly refining readjustments of our perceptions. In it, they break again and again and humorously grasp the violet twist of a respectful homage to Mark Rothko’s color field painting on the seat of an orange pillow. If we now distance ourselves more, then the sculptures take on a different light. As if the spectral colors of their external glass pieces have transformed into their own luminous shadows, they vigorously question the figuratively inscribed opposition of right and wrong—of flaws and uniqueness.
It is these curiosities of the mundane that Sarah Braman shows us in the course of her first German solo exhibition: the subtle mood, which ensconces itself between the banal and the spiritual; a chance to immerse yourself into the universe of the work through the associative feelings of color effects; and the chance of a second life for the objects, which lies humorously hidden under the surface of our everyday existence.
Philipp Fernandes do Brito
„In spite of ourselves
We'll end up a'sittin' on a rainbow
Against all odds
Honey, we're the big door prize
We're gonna spite our noses
Right off of our faces
There won't be nothin' but big old hearts
Dancin' in our eyes.“
(John Prine feat. Iris DeMent, In Spite of Ourself, 1999)
“When logic and proportion
have fallen sloppy dead”
(Jefferson Airplane, White Rabbit, 1967)
Wenn die Logik und Proportion uns bekannter Objekte nicht mehr greift, ergeben sich für ihre Funktion im Kosmos unseres Alltags meist wenig neue Perspektiven. Es sind Gegenstände wie man sie zu einer Vielzahl findet – nicht nur an den Straßenrändern Nord Amerikas oder auf verlassenen Grundstücken in Massachusetts. Sie fügen sich in den Ablauf unseres täglichen Rhythmus und bilden die Relikte eines vergangenen Lebens. Als stille Protagonisten, die unser Blick nur selten in der Beiläufigkeit eines Augenblickes streift. Ein Moment, der uns die Präsenz ihrer Aura erneut in leichter Verschiebung hervorruft. Es ist diese kleine Veränderung des Blickwinkels, die uns die Dinge der banalen und chaotischen Welt um uns herum in Sarah Bramans Skulpturen poetisch fremd werden lässt und doch ein familiäres Gefühl beinhaltet. Ein Gefühl sie zu kennen. Zu wissen, wie sich die weichen Oberflächen ihrer abgenutzten Stellen warm unter den Fingern anfühlen und gleichzeitig ihre Fehler und Funktionsverluste anzunehmen, all die Mankos die sich ihnen über die Jahre eingeschrieben haben.
Als Objekte distanzieren sie sich von unserer Welt in der Erhebung durch Sockel, Podeste und Beine, deren formale Entrückungen sie im Kontrast ihrer geometrischen Formen um sich zentrieren. Es scheint als hätten sie gleich ihrer Funktion erneut ihren Status verändert, um uns trotz ihrer Mängel – oder gerade durch sie – die Möglichkeit zu eröffnen, uns in ihren prismenartigen Brechungen des Alltags zu verlieren. Warm und kraftvoll tauchen wir dabei ein in die sich bedingenden Kontraste purpurner Farbflächen, deren harmonisch leuchtende Stimmungen uns wie eine Vision ihrer Vergangenheit fassen. Ihre Assoziationsgefüge changieren und bilden gleich einem Kosmos psychedelischer Vertrautheit die farbliche Tiefe eines Sonnenuntergangs, die in Bramans Werken – 5 gezeigten Skulpturen und 3 Malereien – gleichermaßen leicht zwischen farbigen Glasplatten und Untergründen aus Sperrholz schwebt.
Sie leitet uns tiefer in das Innere der Skulpturen in deren kraftvoller Mitte sich das transformatorische Potential der Farbwirkung mit den sich subtil verfeinernden Neujustierungen unserer Wahrnehmungen verbindet. In ihr brechen sie sich stetig erneut und fassen mit Humor die violette Umdrehung einer respektvollen Reminiszenz an Mark Rothkos Farbfeldmalerei auf der Sitzfläche eines orangen Kissens, dessen schimmernd besprühtes Komplement sich – gleich der innewohnenden Selbstironie der Skulpturen – auf der ebenso besprühten Federung ihrer Polsterunterseite findet. Nehmen wir nun mehr Abstand, so lassen sich die Skulpturen in ein anderes Licht tauchen. Als hätten die Spektralfarben ihrer Glasstücke sich an der Außenseite der Objekte in ihre eigenen leuchtenden Schatten gewandelt, hinterfragen sie kraftvoll die bildlich eingeschriebenen Oppositionen von Richtig und Falsch – von Fehler und Besonderheit.
Es ist diese Kuriosität des Alltäglichen die uns Sarah Braman im Rahmen ihrer ersten deutschen Einzelausstellung zeigt. Die subtile Stimmung, die sich zwischen dem Banalen und dem Geistigen verbirgt. Eine Möglichkeit durch die assoziativen Gefühle der Farbwirkung in den Kosmos des Werkes einzutauchen. Die Chance auf ein zweites Leben der Objekte, das verborgen mit Humor unter des Oberfläche unserer alltäglichen Existenz liegt.
Philipp Fernandes do Brito